Die Polizei der Stadt Hildesheim unter der Herrschaft des Nationalsozialismus 1933-1934

Text: Margit Deckner

Am Tag der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler, am 30.1.1933, veranstaltete ein SA-Trupp zwischen 23.00 und 24.00 Uhr einen spontanen Marsch durch Hildesheim, der unter grölenden Marschierenden mit kurzen Ansprachen auf dem Marktplatz endete.
Das Hildesheimer Volksblatt berichtete am nächsten Tag, dass es die herbeigerufenen Polizeibeamten nicht gewagt haben einzugreifen.
Am 31.1.1933 folgte dann nachts ein Fackelzug unter Beteiligung der SS, SA und dem Stahlhelm, der durch die Nordstadt führte und gegen 23.00 Uhr unter Polizeibegleitung am Marktplatz endete.
Am 2.3.1933 kam es auf dem Hohen Weg nachmittags zu einer Schlägerei zwischen Nationalsozialisten und politischen Gegnern, welche durch ein größeres Polizeiaufgebot getrennt werden musste. Weitere Schlägereien folgten u.a. am 5.3.1933 zwischen Nationalsozialisten und Reichsbannerangehören. Meistens ging es um Übergriffe der Nationalsozialsten; hier war es die Fahne, die vom Verlagsgebäude des sozialdemokratischen Volksblattes heruntergeholt worden war.
Der damalige Polizeidirektor Konrad blieb bis zum Erreichen der Altersgrenze am 1.10.1935 im Amt, – war nur mit einen Einvernehmen mit der NSDAP möglich war.
Andere Beamte der Polizeidirektion Hildesheim und der Gendarmerie der Landkreise zogen die Konsequenzen und schieden aus dem Berufsleben aus.
Der Schulleiter der Hildesheimer Polizeischule, Polizeioberstleutnant Waitz musste am 1.3.1933 dem neuen, linientreuen Polizeimajor Stern weichen.
Auch der Polizeidezernent Bürgermeister Gerbaulet musste am 31.3.1933 ausscheiden. Dafür übernahm Staatskommissar Schmidt die Leitung der Polizei und behielt dies Dezernat auch als Bürgermeister. Nach seinem Ausscheiden führte der Oberbürgermeister selbst das Polizeidezernat.
Außerdem wurde noch eine Hilfspolizei angeordnet, die zur besonderen Verwendung der Regierung walten sollte. Sie bestand meistens aus Angehörigen nationaler Verbände.
Mit Wirkung vom 15.8.1933 wurde die überwiegend aus SA- und SS- Männern und Stahlhelmern bestehende Hilfspolizei, die unter dem Kommando von Polizeioberleutnant Neimann gestanden hatte, wieder aufgelöst. Hitler setzte jetzt auf die Reichswehr.
Durch die personelle Aufstockung wurde das alte Polizeidienstgebäude in der Rathausstraße 22 zu klein, es stand ein Umzug in das Eckhaus in der Kaiserstraße /Ecke Bahnhofsallee bevor (heute ein Fahrradgeschäft im Erdgeschoss). Nach dem Umbau erfolgte am 1.11.1934 die Einweihung des neuen Polizeidienstgebäudes, das die Bezeichnung „Hermann-Göring-Haus“ erhielt.
In diesem neuen Dienstgebäude befanden sich außer dem 2. Polizeirevier, die Hauptwache, die Polizeiverwaltung und das Einwohnermeldeamt. Im Hinterhaus war in zwei Stockwerken das Polizeigefängnis mit 16 Einzelzellen und einer großen Gemeinschafszelle untergebracht. Dieses Gefängnis wurde später auch von der Gestapo, die ihre Dienststelle Zingel/Ecke Gartenstraße hatte (heute eine grüne Wiese) zur Unterbringung von Häftlingen mitbenutzt.
Am 18./19.12.1934 fand im Rahmen des Tages der deutschen Polizei im Reich eine Sammelaktion statt für das Winterhilfswerk(WHW). Es gab mehre Diensthundeführer mit Rottweilern, die hierzu vorrangig eingesetzt wurden
Das Pariser Luftfahrtabkommen erlaubte dem Deutschen Reich den passiven Luftschutz. Die behördliche Leitung wurde dem Polizeiverwalter übertragen. Kriegsvorbereitend fanden im April, August und September 1935 unter Mitwirkung der Polizei die ersten größeren Luftschutzübungen statt.
Stadtpolizeidirektor Konrad Gube ging Ende September 1935 in den Ruhestand. Sein Nachfolger wurde Polizeioberinspektor Wolter aus Köslin, der am 1.10.1938 von dem Oberbürgermeister Dr. Ehrlicher auf dem Hof des Hermann-Göring-Hauses vor angetretener Front aller Hildesheimer Polizeibeamten in sein Amt eingeführt wurde.


Quelle:
Polizey – Diener Der Stadt Hildesheim von Wolf Dieter Lüddecke

Das Polizeigebäude

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