Kategorie: Spurensuche

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Die Verdrängung jüdischer Bürger aus dem Wirtschafts- und Arbeitsleben

Nur wenige Monate nach der Machtübernahme begannen die Repressionen gegen die jüdischen Bürger. Ziel war der Entzug der wirtschaftlichen Grundlage, um die Juden zur Emigration zu bewegen. Am 1. April 1933 rief der Hildesheimer Beobachter zum Boykott jüdischer Geschäfte auf. In der Nacht wurden die Scheiben von vielen jüdischen Geschäften eingeworfen.

Organisierter Widerstand aus der Arbeiterschaft in Hildesheim 1933-1937

Im Sommer 1933 kam es auf initiative des Schriftsetzers Gustav Hoppe zur Gründung einer ersten illegalen Widerstandsgruppe aus SPD und KPD-Mitgliedern. Mitte Juli 1933 wurde auf Grundlage einer Veröffentlichung der illegalen KPD ein Flugblatt erstellt und in einer Baracke am Nordfriedhof mit Hilfe eines Abziehapparates vervielfältigt. Diese 500 Blatt wurden fast vollständig in Hildesheim verteilt. Wenige Wochen später folgte ein weiteres Flugblatt, in dem die Freilassung kommunistischer Führer sowie zu Demonstrationen und einen politischen Massenstreik aufgerufen wurde.

Der 9. November 1938 in Hildesheim – die Zerstörung der Synagoge

Seit 1938 gab es Hinweise auf eine Radikalisierung der antisemitischen Politik des Regimes ab. Es bedurfte nur eines Anlasses um eine Welle der Gewalt gegen die jüdischen Bürger auszulösen. Dieser Anlass bot sich durch das Attentat auf den deutschen Legationssekretär vom Rath in Paris am 7. November 1938. Als er am 9. November starb löste Goebbels den reichsweiten Pogrom aus. In Hildesheim fand an diesen Abend an der Bismarcksäule auf dem Galgenberg eine Gedenkfeier der SS statt, – wie überall reichsweit.

Gestapodienststelle Gartenstraße 20 · Hildesheim

1938 wurden die „Elektro- und feinmechanische Industrie GmbH“ (Elfi-Werke) mit Sitz in Hildesheim gegründet. Hier produzierte die Robert-Bosch GmbH im Auftrag des OKH entscheidend wichtige Teile für die Wehrmacht. In den Jahren 1938 – 1942 entstand der große Rüstungsbetrieb im Hildesheimer Wald. Der Betrieb wurde später umbenannt und erhielt die Bezeichnung „Trillke-Werke“. Das Unternehmen produzierte elektrische Anlagen (Anlasser, Gleichstromlichtmaschinen, Schwungkraftanlasser und Magnetzünder) für Kraftfahrzeuge, Panzer und Schiffe. Die Produktionsanlagen wurden ständig erweitert. Es wurde versucht die Gebäude für Flugzeuge schwer erkennbar zu machen. 1941/42 erhielt das Werk eine Gleisanlage.

Der Überfall auf das Gewerkschaftshaus am 4. April 1933 · Hildesheim

Das Gewerkschaftshaus in Hildesheim wurde dreimal besetzt. Die erste Durchsuchung durch SA und Stahlhelm am 13. März 1933 verlief noch vergleichsweise „friedlich“, da die Polizei Gewalttätigkeiten seitens dieser Gruppen verhinderte. Heinrich Hillebrandt, der damalige Vorsitzende der Hildesheimer Ortsgruppe des Reichsbanners, wurde für zwei Tage inhaftiert.

Güterbahnhof Hildesheim – Einsatz des KZ-Außenkommandos

Der Hildesheimer Güterbahnhof wurde am 22. Februar 1945 durch einen alliierten Luftangriff schwer in Mitleidenschaft gezogen. Da das Schienennetz für die Deutsche Wehrmacht von entscheidender Bedeutung war, wurden schnellstmöglich Instandsetzungsarbeiten eingeleitet. Als zusätzliche Arbeitskraft bekam die Reichsbahn für Hildesheim 500 KZ-Häftlinge zugewiesen, die bei der Aufräumung helfen sollten. Die Juden, die aus einem Außenlager des KZ Groß-Rosen stammten, kamen am 1. März 1945 per Bahn über Bergen-Belsen nach Hildesheim. In den Akten wurden sie in Hildesheim als Außenkommando des KZ Neuengamme geführt.

Die Heil- und Pflegeanstalt

Die Heil- und Pflegeanstalt in Hildesheim war auf vier Standorte (Michaeliskloster, Magdalenenkloster, dem Sültekomplex sowie das landwirtschaftlichen Gut in Einum) verteilt. Ab 1930 war Dr. Hermann Grimme Direktor der Heil- und Pflegeanstalt. Die Einrichtung war 1933 mit 530 Männern und 502 Frauen überbelegt. Von 1933 an wurde das Gesundheitswesen den rassenpolitischen Zielen des Regimes unterworfen. Die Pflegesätze wurden gekürzt. Psychisch Kranke galten nun als Ballast. 1940 begannen die Euthanasiemorde des NS-Regimes. Insgesamt wurden ca. 200 000 Patienten Opfer dieser Vernichtungspolitik.. Am 21. September 1940 wurden mindestens elf jüdische Patienten der Heilanstalt deportiert. Die als Zielort genannte Anstalt in Polen war nur eine Tarnadresse.