Ostarbeiterinnenlager Langer Garten 17

Text: Hartmut Häger

Die Sackfabrik des jüdischen Unternehmers Gustav Fränkel produzierte Jute-Säcke und Industriefilter insbesondere für die Kali-, Rohzucker-, Weißzucker- und Mühlenindustrie. 1914 zog sie von der Kaiserstraße 39 zum Langen Garten 7–8 um. Sie beschäftigte zwischen 100 und 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wobei der Anteil der Frauen über achtzig Prozent lag. Die Firma erweiterte sich und nutzte die Gebäude Langer Garten 17, 19, 21 und 23 als Produktionsstätten sowie Rohstoff- und Warenlager.

Am 8. November 1935 teilten die Textilwerke Hildesheim G. m. b. H. dem Gewerbeaufsichtsamt Hildesheim mit, dass sie den Betrieb der Firma G. D. Fränkel G. m. b. H. übernommen habe und in unveränderter Weise fortführen werde. Damit war das Unternehmen „arisiert“.
Im Zweiten Weltkrieg blieb das Unternehmen ein bedeutender Produzent von Säcken und Filtern. Es beschäftigte nun Zwangsarbeiterinnen, die im „Ostarbeiterlager“ Langer Garten 17 untergebracht waren. Dafür war ein Warenlager umgebaut worden. Die Unternehmensleitung schildert es 1943 in einem Bericht an das Gewerbeaufsichtsamt: Das Frauenheim befinde sich einem massiven Steinhochbau, der ordnungsgemäß für Luftschutzzwecke unterkellert sei und somit den Lagerinsassen bei evtl. Luftangriffen Schutz und Sicherheit biete. Die z. Zt. 156 weiblichen fremdländischen Arbeitskräfte seien größtenteils zu je 8 Frauen in kleineren Einzelräumen untergebracht. „Dieselben fühlen sich, wie Sie ja auch bei Ihrer Kontrolle festgestellt haben, wohl und sind zufrieden.“ 1957 erwarb die Wirtschaftliche Landhandelvereinigung: die Grundstücke 17 bis 19 für die Lagerung von Dünge- und Futtermitteln und Getreide.
Das Foto zeigt das Gebäude im Jahr 2012. 

Ostarbeiterinnenlager Langer Garten 17 – heute
Foto: Hartmut Häger