Die Jüdische Jugendbewegung

Text: Margit Deckner

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verschlechterte sich auch die Situation der jüdischen Jugendvereine zunehmend. 1933 wurden sie aus dem Jugendherbergsverband ausgeschlossen. Ab 1934 war ihnen in einigen Orten das Tragen der „Kluft“ untersagt, Wanderungen, Heimatabende mussten den örtlichen Staatspolizeistellen gemeldet werden. 1934 kam es zu den ersten Verboten jüdischer Jugendbünde.
Die Zahl der Mitglieder nahm jedoch, besonders die der zionistischen Gruppen, nach dem 30.01.1933 erheblich zu. Dafür gab es zwei Gründe. Nach der Auflösung der nicht jüdischen Bünde im Juni 1933 und ihrer Eingliederung in die nationalsozialistischen Organisationen war für Juden außerhalb der jüdischen Gruppen die Mitgliedschaft unmöglich geworden. Außerdem boten die Jugendvereine angesichts der zunehmenden Diskriminierung und Ausgrenzung, die die Jugendlichen oft noch direkter erfuhren als die Erwachsenen, einen wichtigen Rückhalt. Sie boten ihren Mitgliedern noch eine weitere, sichere Perspektive, nämlich die Auswanderung nach Palästina.
Wie auch schon in den 20iger Jahren, so gab es auch nach 1933 zwei wichtige Strömungen der Jugendbewegung in Hildesheim. Zwischen beiden scheint es nach dem Bericht eines ehemaligen Gemeindemitgliedes starke Spannungen gegeben zu haben.
Es gab folgende Gruppierungen, einmal die nichtzionistisch ausgerichteten das „Schwarze Fähnlein“ und der „Ring, Bund deutsch-jüdischer Jugend“. Daneben gab es zumindest zwei zionistische Jugendvereine, die „Werkleute“ und den „Hechaluz“.
Die nichtzionistische Gruppe, Schwarzes Fähnlein war wohl die umstrittenste. Der Führer der SF war Paul Yogi Mayer, er meinte, das „Fähnlein“ solle eine Gruppierung der jüdischen Elite sein. Man hoffte damit die neuen Machthaber davon zu überzeugen, dass diese Elite der assimilierten jüdischen Jugend Teil der deutschen Volksgemeinschaft werden könnte. Im Arbeitsdienst und der Armee wollten sie ihren Beitrag für den „neuen Staat“ leisten.
Das Auftreten des SF war deutlich militärisch geprägt. Man legte großen Wert auf Disziplin. Es wurde u.a. das militärische Marschieren eingeübt. In den Erinnerungen eines Mitglieds des damaligen Vereins wird der Bewegung deutlich faschistische Nähe zugesprochen.
Es waren sicher auch die gemeinsamen Fahrten, die Kameradschaft und das damit verbundene, Elitegefühl dafür entscheidend, weil diese Erfahrungen das Selbstbewusstsein festigen konnten.


Quelle:
Die jüdische Gemeinde in Hildesheim 1871-1942 von Jörg Schneider