Eduard Ahlborn AG (2)

Text: Schülerinnen und Schüler der 11.1. Robert Bosch Gesamtschule Jahrgang 2000, Fachlehrer: Wilfried Kretschmer

Die Firma geht zurück auf den Commerzienrath Eduard Ahlborn, der 1851 die Handelsfirma seines Schwiegervaters E.L. Meyer erwarb und von Anfang an auch mit Landmaschinen handelte. 1867 errichtete Ahlborn in der Osterstrße/Ecke Kaiserstraße dann einen gesonderten Landmaschinenbereich. Neben Verkauf und Reparatur kamen auch die ersten Eigenkonstruktionen auf den Markt. Die Eduard Ahlborn AG produzierte zunächst einfache Molkereianlagen. Ein regelrechter Markt für Milchtechnik entstand. Ahlborn spezialisierte sich auf diesen neuen Milchmarkt. Der für Lebensmittel notwendige Korrosionsschutz durch Oberflächenbearbeitung beziehungsweise die Verarbeitung von nichtrostenden Stählen war das spezielle Fachgebiet der Firma. Diese Fertigkeiten ließen sich dann später vor allem für korrosionsgefährdete (beispielsweise im Seewasser einzusetzende) militärische Produkte verwerten.

Auch die Eduard Ahlborn AG leidet in den 20er Jahren unter der Weltwirtschaftskrise. Aber mit den 30er Jahren beginnt für die Ahlborn AG der Aufschwung. So steigen die Beschäftigtenzahlen von 349 im Jahr 1932 auf 864 im Jahr 1936. Dieser Anstieg ist bei Ahlborn jedoch nicht auf Aufträge aus dem militärischen Bereich zurückzuführen. Vielmehr erobert sich die Hildesheimer Firma einen kleinen Anteil am expandierenden Weltmarkt. Die Firma lebt wesentlich von Exporten sogar bis hin nach Südamerika. Ernst Morsch sen. kauft 1937 eine Erweiterungsfläche am Cheruskerring/Bischofskamp und will seinen ganzen Betrieb nach und nach vom Marienfriedhof in das nahe gelegene Industriegebiet am Rande der Nordstadt verlagern.

„Die erste Halle mit Gleisanschluss wird 1938/39 gebaut. Sie hat einen eigenen Gleisanschluss. Nach Ausbruch des Krieges wird Ahlborn in die Rüstungsproduktion eingeschaltet. Die Versandhalle wird umzäunt und die Kriegsmarine übernimmt das Kommando. Die Produktion von Torpedos wird aufgenommen.
Die Belegschaft besteht zunächst aus den alten Facharbeitern von Ahlborn. Später kommen ausländische Zwangsarbeiter dazu. Sie wohnen in Baracken, die hinter Stacheldraht auf dem Werksgelände aufgestellt werden. Die Zahl der Beschäftigten liegt bei rund 1000.
Die Produktion der Torpedos wird von Marine-Ingenieuroffizieren überwacht. Die von den U-Bootfahrern „Aale“ genannten Torpedos werden ohne Sprengstoff-Füllung abgeliefert. Sie werden wahrscheinlich erst in Peenemünde scharf gemacht.
!945 wird beim Großangriff auf die Stadt die Molkereimaschinenfabrik in der Lüntzelstraße total zerstört. Das Rüstungswerk am Cheruskerring kann seine Produktion fortsetzen.“

1944 waren bei Ahlborn ca. 250 Personen als Zwangsarbeiter beschäftigt. Diese Menschen kamen aus verschiedenen Ländern. Die ausländischen Arbeiter von Ahlborn waren zum Teil auf dem Werksgelände im Barackenlager Cheruskerring 52 untergebracht. Daneben existierte das Lager Bavenstedt mit 110 Zwangsarbeitern. Weitere Unterkünfte waren in der Stadt selbst und in der Drispenstedter Straße in der Nähe des Bahnüberganges.


Notzon-Hillman, Gerhard: Wirtschaft und Arbeit in Hildesheim 1933 – 1945, in Alt-Hildesheim, 1989
Meyer-Hartmann, Hermann: Zielpunkt, Hildesheim 1985
Hildesheimer Geschichtswerkstatt, „Schläge, fast nicht zu essen und schwere Arbeit“, Hildesheim 2002