Gustav Broszeit

Text: Klaus Schäfer

Gustav Broszeit wurde 1907 als Sohn des Vorarbeiters August Broszeit in Klaukallen (Ostpreußen) geboren. Sein Vater war gewerkschaftlich engagiert und war deshalb gezwungen, oft seinen Arbeitsplatz zu wechseln. Schon als Kind musste Gustav Broszeit mit für den Unterhalt der Familie sorgen. Als Zwölfjähriger kam er zu einen Bauern, bei dem er als Hütejunge beschäftigt wurde. Ein regelmäßiger Schulbesuch blieb ihn verwehrt. Zudem war er Misshandlungen ausgesetzt. Von 1920 – bis 1922 besuchte er eine Volksschule. Danach war er wieder in der Landwirtschaft tätig. 1924 trat er als Freiwilliger in das 1. Preußische Reiter-Regiment ein. Nach Auseinandersetzungen mit seinen Vorgesetzten wurde er im Juni 1926 wegen Unwürdigkeit aus dem deutschen Reichsheer ausgeschlossen. Er nahm wieder eine Arbeit in der Landwirtschaft an. 1928 erhielt er eine Beschäftigung als Arbeiter im Kaliwerk in Godenau bei Alfeld. Doch schon nach wenigen Monaten wurde er arbeitslos. Im gleichen Jahr lernte er seine später Frau Berta kennen. Wie er selbst war sie politisch engagiert. Zusammen mit ihr zog er 1928 nach Berlin. Dort erlebte er seinen ersten Polizeieinsatz gegen eine Demonstration am 1. Mai 1929. Schon im Juli 1929 kehrten sie nach Alfeld zurück und heirateten. Dort wurde er nun intensiv politisch tätig. Er trat in die Antifa und zusammen mit seiner Frau in die KPD ein. Schon kurze Zeit später wurde er Organisationsleiter der KPD in Alfeld. Bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten waren die Organisationen der Arbeiterbewegung die dominierende politische Kraft in Alfeld. 1931 versuchten die NSDAP einen Aufmarsch in der Stadt, der zu Auseinandersetzungen führte. Die Polizei verhaftete elf Mitglieder der Antifa, die in einen Prozess in Hildesheim zu Haftstrafen verurteilt wurden. Darunter war auch Gustav Broszeit, der sechs Monaten Gefängnis erhielt. Im Frühjahr 1932 trat er die Haft an. Im Juni 1932 wurde er im Rahmen einer Amnestie entlassen.
Er nahm seine Tätigkeit in der KPD wieder auf. Nach der Machtübernahme des NS-Regimes wurde er am 17. März 1933 verhaftet und am 15. Mai 1933 in das Konzentrationslager Moringen überführt. Im Oktober 1933 wird er dann in eins der berüchtigten Emslandlager, in das KZ Esterwegen. verbracht. Hier war er schweren Misshandlungen durch die SS-Wachmannschaften ausgesetzt. Am 22. Dezember 1933 wurde er entlassen.
Er nahm seine politische Tätigkeit in der mittlerweile verbotenen KPD wieder auf. So fuhr er mit dem Fahrrad nach Hannover, um illegale Flugschriften abzuholen, und deren Verteilung in Alfeld zu organisieren. Im April 1935 wurde er erneut verhaftet und zu viereinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt, die er im Zuchthaus Celle verbüßen musste. Nach seiner Entlassung arbeitete er von November 1939 bis April 1943 in der Papierfabrik in Alfeld. Danach im Alfelder Gaswerk. Aufgrund seiner langen Haft war er gesundheitlich stark angeschlagen. Seine häufigen Erkrankungen wurde ihn als Drückebergerei ausgelegt. Er wurde deshalb im März 1944 ins Strafbataillon 999 eingezogen. Dieses bestand seit 1942 aus sogenannten „wehrunwürdigen“ Männern. Sie wurde mit unzureichender Ausrüstung und Ausbildung und besonders gefährliche Kampfeinsätze geschickt. Nach einer Einkesselung in Biac konnte er sich einer anderen Einheit anschließen. Am 1. Mai 1945 wurde er durch ein Knieschuss verwundet und geriet am 9. Mai 1945 in englische Kriegsgefangenschaft. Nach 1945 engagierte er sich wieder in der KPD.


Weiterlesen in:
Ein Leben im Widerstand, Gustav Broszeit, Hildesheim 1985

Gustav Broszeit
Zeichnung eines Mitgefangenen aus Moringen