Hindenburgplatz

Text: Hartmut Häger
Datum: 1950
Stadtteil: Zentrum (31134)

Dass der Name „Hindenburgplatz“ umstritten ist, zeigt zum einen die Geschichte, zum anderen die immer wieder öffentlich geführte Kontroverse um eine Umbenennung (großangelegt in der HAZ am 15. und 18. März 2008 oder am 30. November 2010 mit dem Leserbriefvorschlag „Willy-Brandt-Platz“). Historisch ist der Hindenburgplatz das erste im Stadtbild heute noch sichtbare Zeichen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Der Platz, ursprünglich Festungsgelände vor dem Friesentor, hieß seit 1834 „Paradeplatz“. Nachdem die nationalsozialistische Fraktion im Bürgervorsteherkollegium dafür gesorgt hatte, den kommunistischen Bürgervorsteher Anton Lamek auszuschließen und der sozialdemokratischen Fraktion das Antragsrecht zu entziehen, so dass sie den Sitzungsraum verließ, wurde der Paradeplatz am 4. April 1933 von der nun allein entscheidenden NSDAP in „Paul-von-Hindenburg-Platz“ umbenannt, gleichzeitig mit der Umbenennung der Bahnhofsallee in Adolf-Hitler-Straße. Kurz darauf verliehen die von den Nazis usurpierten städtischen Kollegien am 3. Juli 1933 Hitler und Hindenburg die Ehrenbürgerwürde.
Umstritten ist auch die Bewertung der Persönlichkeit von Paul von Beneckendorff und von Hindenburg (geb. 2. Oktober 1847 in Posen, gest. 2. August 1934 auf Gut Neudeck bei Freystadt/Westpreußen). Lange nach Eintritt in den Ruhestand trug er seit dem 27. November 1914 als Generalfeldmarschall und vom 29. August 1916 an als Chef der Obersten Heeresleitung die Verantwortung für die deutsche Kriegsführung. Seinen legendären Ruf begründete der Sieg der 8. Armee unter seinem Kommando in der Schlacht bei Tannenberg (26. bis 31. August 1914) und an den Masurischen Seen (6. bis 14. September 1914). Den Waffenstillstand und den Friedensvertrag überließ er den Politikern. Mit der Verbreitung der „Dolchstoßlegende“ schob er die Schuld an der Niederlage der Zivilbevölkerung zu. Von 1925 bis 1934 Reichspräsident, vollzog mit der Berufung Brünings zum Reichskanzler (28. März 1930) faktisch den Übergang zur Präsidialherrschaft und ernannte am 30. Januar 1933 Hitler zum Reichskanzler. Mit der Unterzeichnung der „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“ (28. Februar 1933) und des Ermächtigungsgesetzes (24. März 1933) gab er den Weg frei für den Aufbau der nationalsozialistischen Diktatur.
Unter Aufsicht der britischen Militäradministration wurde die Platzbezeichnung am 7. November 1949 in „Hindenburgplatz“ vereinfacht – und als möglicher Hinweis auf den Ort Hindenburg entpersonalisiert. Trotzdem hat sich bis heute umgangssprachlich der Name „PvH“ erhalten.