Senking-Werke

Text: Yven Hartmann

Das Senking Werk, im Jahr 1863 in Hildesheim gegründet, erlangte vor allem durch seine Küchenherde Berühmtheit. Allein bis 1877 wurde die Produktion schon mit 45 Staats- und Ehrenpreisen ausgezeichnet und bis zum Jahr 1880 wurde die Firma mit dem Einrichten der Küche des Reichstagsgebäudes in Berlin beauftragt, womit sie als erstes Unternehmen eine mit Gas beheizte Großküche aufbaute.


Ebenfalls entwickelte Senking transportable Kessel für die Verpflegung von Soldaten, welche das Unternehmen in der Kaserne des Infanterieregiments 70 in Hildesheim testete und die ebenfalls ein großer Erfolg wurden. Im Jahr 1904 konnte dann auf Basis dieser Kessel dem Reichskriegsministerium eine mobile Feldküche präsentiert werden, welche im Wettbewerb mit 40 Musterküchen anderer Hersteller als einzige die Anforderungen der Behörde erfüllte.
Während 1911 sogar noch ein Zweitwerk in Wien entstand, wurde die Produktion in Hildesheim um Bäckereiöfen und Wäschereimaschinen erweitert. Im Jahr 1932 beschäftigte Senking 2400 Arbeiter und 300 Angestellte und exportierte 1300 Großkochanlagen in 45 Länder.


Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde das Werk dann zum Rüstungslieferanten und produzierte neben seinen Feldküchen von nun an auch Zünder, Teile für Panzer und aus Spezial-Aluminium gepresste Verstrebungen für die Leitwerke des Junkers Ju 88 Sturzbombers. 1941 wurden auf Auftrag des Heeres zudem Düsen für den Nebelwerfer 15-cm Wf 41 konstruiert und hergestellt. Von den in Spitzenzeiten nun ca. 2500 Beschäftigten waren etwa 800 Fremdarbeiter und Kriegsgefangene, vor allem aus Polen, der Ukraine, Frankreich und Italien. Die italienischen Militärinternierten wurden als Arbeitskommando 6102 geführt. Im Januar 1944 war das Arbeitskommando laut Fritz Täuber mit 154 Italienern belegt. Der Wehrmachtsbeauftragte Täuber bemängelte fehlende Hosen und Schutzkleidung.


Am 14. März 1945 wurde das Werk von amerikanischen Bombern zu großen Teilen (etwa 80% der Gebäude und 60% der Maschinen) zerstört. 135 Menschen werden getötet, darunter sehr viele ausländische Zwangsarbeiter. Auch   der persönlich haftende Gesellschafter und Chef von Senking, Rudolf Hage, kommt ums Leben. Eigentliches Ziel der Flieger war der Hildesheimer Standort von VDM, für den sie das Senking Werk hielten.


Literatur:
Meyer-Hartmann, Hermann: Zielpunkt 52092 N 09571 O: Der Raum Hildesheim im Luftkrieg 1939-1945, Schriftreihe des Stadtarchivs und der Stadtbibliothek Hildesheim, Band 14, S.56 – 58, Bernward Verlag GmbH Hildesheim
„Schläge, fast nichts zu Essen und schwere Arbeit“, Hildesheimer Geschichtswerkstatt, Hildesheim 2002

KZ Außenkomando Hildesheim / Neuengamme · Luftaufnahme des Senkingwerkes
Tondokument: Zwangsarbeit