Wetzell Gummiwerke AG · Hildesheim

Text: Klaus Schäfer

Das Unternehmen siedelte sich im Jahr 1878 an der Schützenwiese an und fertigte Gummiwaren vom Gartenschlauch bis zu Schlauchbooten.
Die Wetzell Gummiwerke AG wurden bei Ausbruch des Krieges zum Rüstungswerk erklärt, das hauptsächlich für die Marine produzierte. Das Werk stellte Militärgasmasken, Schwimmwesten für die Marine und Luftwaffe, Schlauchboote für die Marine, Gummiteile für die Torpedoversuchsanstalt in Eckernförde sowie Spezialverbindungen für die Plexiglaskanzeln der Flugzeuge der Luftwaffe her.
Ab 1942 wurde ein Teil der Produktion nach in Kattowitz (Oberschlesien) verlegt, um der Bedrohung durch feindliche Bombenflugzeuge zu entgehen. Das Werk in Hildesheim schickte Arbeiter und Maschinen.
Für die Dauer des Krieges wurde zudem, in einer stillgelegten Tapetenfabrik in Peine und in einer ehemaligen Süßwarenfabrik, Nebenbetriebe eingerichtet.. Rohstoffe wurden in der Ziegelei am Steinberg ausgelagert.
Die Belegschaft bestand 1942 zu 46 Prozent aus Männern. Ausländische Zwangsarbeiter stellten ein Drittel der Belegschaft. Kroaten, Flamen, Holländer und Franzosen arbeiteten im Werk. Sie waren in zwei werkseigenen Lagern untergebracht, die auf dem Werksgelände errichtet worden waren. Die Verpflegung wurde von der Küche der Deutschen Arbeitsfront geliefert. Nach Aussagen ehemaliger Zwangsarbeiter war die Ernährungssituation bei Wetzell halbwegs zufriedenstellend geregelt.
Zu Ende des Krieges hatte das Werk 1257 Beschäftigte. Die wöchentliche Arbeitszeit betrug 1940 für Frauen 56 und für Männer 60 Stunden. 1943 wird für einige – zumeist Zwangsarbeiter – die 70 Stundenwoche eingeführt.

Die Behandlung der Zwangsarbeiter war von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich. Es gab viele Verordnungen, aber Missbräuche wurden selten verfolgt. Wie menschlich mit den Zwangsarbeitern umgegangen wurde, hing innerhalb vorgegebener Grenzen von jedem einzelnen Betrieb ab. Bei Gummi-Wetzell schien die Behandlung überwiegend gut gewesen zu sein. Einige ehemalige Wetzell- Mitarbeiter erinnern sich jedoch daran, dass zwei Pförtner der Gummifabrik für ihre Brutalität berüchtigt waren. Sie prügelten die Ostarbeiter.


Literatur:
Zielpunkt 52092 N, 09571 0. Der Raum Hildesheim im Luftkrieg 1939–1945 (= Schriftenreihe des Stadtarchivs und der Stadtbibliothek Hildesheim, Band 14). Bernward, Hildesheim 1985

Geschichtswerkstatt Hildesheim, „Schläge, fast nichts zu Essen und schwere Arbeit“
italienische Zwangsarbeiter in Hildesheim 1943-1945“, Hildesheim 2000

Die Wetzell Gummiwerke AG
Tondokument: Hermann Meyer-Hartmann zu Wetzell Gummiwerke AG
Zwangsarbeit