Kategorie: Hildesheim Themen

Das jüdische Schulwesen

Text: Margit Deckner

Die Hildesheimer Schule war keine private, sondern eine öffentliche Schule, darum galten für sie die gleichen gesetzlichen Bestimmungen. Dies galt auch für die Ausbildung und Stellung der Lehrer. Sie wurden in besonderen Seminaren in Berlin, Hannover, Münster, Köln und Kassel ausgebildet. Die jüdischen Lehramtskandidaten konnten auch als Hospitanten die staatlichen Seminare besuchen, jedoch konnte hier das Fach Religion nicht als Prüfung abgenommen werden. Die Lehrer waren Angestellte des Staates und genossen den Beamtenstatus. Die Gemeinden behielten sich jedoch das Auswahlrecht vor.
Die Schule hatte einen wichtigen Stellenwert im Gemeindeleben. Beträchtliche finanzielle Mittel waren für den Unterhalt und die Besoldung der Lehrer nötig. Über den Sinn und den Wert dieser Einrichtung muss innerhalb der Gemeinde Übereinstimmung geherrscht haben, sonst wäre der Erhalt dieser Institutionen auch in Zeiten niedriger Schülerzahlen nicht zu erklären und auch nicht, warum beinahe alle Kinder aus der Gemeinde die jüdische Schule besuchten. Der entscheidende Punkt war wohl dabei, die Förderung und Stärkung jüdischen Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühls
Die Schule, der schon vor 1933 eine zentrale Stellung in der Gemeinde zukam, wurde über ihre eigentliche Funktion hinaus nach 1938, als die Synagoge zerstört wurde, endgültig zu ihrem gesellschaftlichen und religiösem Zentrum. Hier wurden Gottesdienste und andere religiöse Feiern abgehalten. Das bedingte auch die gewachsene Bedeutung der Lehrer, da es in Hildesheim ab 1938 keine Rabbiner mehr gab, kam ihnen die Funktionen des religiösen Führers und des Seelsorgers zu.
Bis Ende der 1930er Jahre nahm die Schülerzahl infolge von Emigration und Migration stetig ab. Trotzdem hielt man an dieser Institution fest. Erst durch die Errichtung eines Kinderheims 1940 gelang es, die von der Schließung bedrohte Schule zumindest bis 1942 zu erhalten.
Darin zeigt sich ganz deutlich der Behauptungswille der Gemeinde, jüdisches Leben soweit wie möglich in seiner Vielfalt zu bewahren – die gleiche Tendenz wird noch an anderer Stelle zu beobachten sein. Man sah die Auswanderung zwar als zentrales Ziel an, war aber zugleich bestrebt, für die Zurückgebliebenen so viel „Normalität“ wie möglich zu schaffen.
Die Lehrpläne ließen einige Diskrepanz zu den von der Reichsvereinigung gemachten Vorgaben erkennen – insbesondere in jenen Fächern, die auf eine Auswanderung nach Palästina vorbereiteten. Sie waren stark unterrepräsentiert oder wurden überhaupt nicht gegeben.
Vermutlich war dies eine Folge der traditionell streng antizionistischen Einstellung des Vorstandes. Das würde bedeuten, dass es in Hildesheim auch Anfang der 1940er Jahre – einer Zeit äußerster Bedrohung und Ausgrenzung – nicht zu einer Zusammenarbeit der unterschiedlichen Richtungen gekommen ist., die etwa in der Reichsvereinigung bereits seit langem üblich war. Zugleich zeigt das Abweichen von den Richtlinien der Reichsvertretung bzw. Reichsvereinigung, dass diese nur bedingt Rückschlüsse auf die tatsächlichen Unterrichtsinhalte in den Gemeinden zulassen.


Quelle:
Buch Die jüdische Gemeinde in Hildesheim 1871 – 1942 von Jörg Schneider

Die Jüdische Jugendbewegung

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verschlechterte sich auch die Situation der jüdischen Jugendvereine zunehmend. 1933 wurden sie aus dem Jugendherbergsverband ausgeschlossen. Ab 1934 war ihnen in einigen Orten das Tragen der „Kluft“ untersagt, Wanderungen, Heimatabende mussten den örtlichen Staatspolizeistellen gemeldet werden. 1934 kam es zu den ersten Verboten jüdischer Jugendbünde.

Die rechtliche Stellung der jüdischen Gemeinde

Für die Hildesheimer Gemeinde wurde es nach 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten immer problematischer, die gesetzlich vorgesehenen Institutionen aufrechtzuerhalten. Die Gemeinde hatte 1936 große Probleme, geeignete Kandidaten für das Amt des Landrabbiners zu finden. Sie erwirkte eine Ausnahmegenehmigung, nur einen statt der vom Gesetz vorgeschriebenen drei zur Wahl zu stellen.

Organisierter Widerstand aus der Arbeiterschaft in Hildesheim 1933-1937

Im Sommer 1933 kam es auf initiative des Schriftsetzers Gustav Hoppe zur Gründung einer ersten illegalen Widerstandsgruppe aus SPD und KPD-Mitgliedern. Mitte Juli 1933 wurde auf Grundlage einer Veröffentlichung der illegalen KPD ein Flugblatt erstellt und in einer Baracke am Nordfriedhof mit Hilfe eines Abziehapparates vervielfältigt. Diese 500 Blatt wurden fast vollständig in Hildesheim verteilt. Wenige Wochen später folgte ein weiteres Flugblatt, in dem die Freilassung kommunistischer Führer sowie zu Demonstrationen und einen politischen Massenstreik aufgerufen wurde.

Zwangsarbeit in Hildesheim -Der Arbeitseinsatz für die Rüstungswirtschaft des Dritten Reiches

Seit Beginn des zweiten Weltkrieges wurde in Deutschland zunehmend Material gebraucht das der Kriegsführung diente. Viele Firmen mussten ihre Produktion dem Krieg anpassen und umstellen. Die Arbeitszeit wurde auf bis zu 14 Stunden verlängert und nun sollten auch Frauen für die Rüstungswirtschaft dienstverpflichtet werden um Deutschland dem Sieg näher zu bringen. Im Verlauf des Krieges wurde deutlich, dass Deutschland nicht über ausreichend wichtige Rohstoffe verfügte. Des Weiteren richtete Deutschland ein Zwangsarbeiterheer ein.

Die Deportation der Sinti und Roma

Mit dem Festsetzungserlass vom 17.10.1939 begann die systematische Erfassung und Sesshaftmachung der Sinti und Roma durch die Kriminalpolizei. Die Sinti und Roma wurden in sogenannte kommunale Sammellager in Osnabrück, Braunschweig, Oldenburg, Hannover und Hildesheim in Wohnwagensiedlungen zusammen gefurcht. Der Lagerplatz der Hildesheimer Sinti war eine verlassene Tonkuhle bei Drispenstedt. Sinti, die in Wohnungen lebten, wurden ebenfalls an den Lagerplatz gebracht.

Die Polizei der Stadt Hildesheim unter der Herrschaft des Nationalsozialismus 1933-1934

Am Tag der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler, am 30.1.1933, veranstaltete ein SA-Trupp zwischen 23.00 und 24.00 Uhr einen spontanen Marsch durch Hildesheim, der unter grölenden Marschierenden mit kurzen Ansprachen auf dem Marktplatz endete.
Das Hildesheimer Volksblatt berichtete am nächsten Tag, dass es die herbeigerufenen Polizeibeamten nicht gewagt haben einzugreifen.
Am 31.1.1933 folgte dann nachts ein Fackelzug unter Beteiligung der SS, SA und dem Stahlhelm, der durch die Nordstadt führte und gegen 23.00 Uhr unter Polizeibegleitung am Marktplatz endete.
Am 2.3.1933 kam es auf dem Hohen Weg nachmittags zu einer Schlägerei zwischen Nationalsozialisten und politischen Gegnern, welche durch ein größeres Polizeiaufgebot getrennt werden musste. Weitere Schlägereien folgten u.a. am 5.3.1933 zwischen Nationalsozialisten und Reichsbannerangehören. Meistens ging es um Übergriffe der Nationalsozialsten; hier war es die Fahne, die vom Verlagsgebäude des sozialdemokratischen Volksblattes heruntergeholt worden war.

Die Machtergreifung 1933 in den Hildesheimer Zeitungen

Auch in Hildesheim sind die Tageszeitungen 1932/33 auf spezielle soziale Milieus bzw. Parteimitglieder ausgerichtet:
Die auflagenstärkste und traditionellste Tageszeitung ist die HAZ. Sie ist national-liberal und unterstützt die DVP. Sie hat eine Auflage von ca. 12.000 Exemplaren.
Seit 1925 in der Auflage fast gleichauf mit der HAZ erscheint das Hildesheimer Volksblatt als Organ der SPD mit 11.500 Exemplaren.
Die Hildesheimsche Zeitung/Landpost/Kornacker (Zentrum) verkauft täglich ebenfalls ca. 11.500 Exemplare.
Die Regierungspolitik der Weimarer Republik wird also von etwa 85% der Hildesheimer Tageszeitungen mitgetragen.
Seit 1923 existiert das Hildesheimer Abendblatt (rechtsextrem, es lehnt die Republik ab und bekämpft sie); 1929 mit ca. 6000 Lesern! – Rechtsextremismus ist in Hildesheim nicht bedeutungslos.